Donnerstag, November 07, 2019


Gut gelesen. Arbeit an Lyrikband und Stück. Zum Roman überlegt, wie es weiter geht, komme noch nicht voran …

Kein Anfall heute.

Immer die Wahrheit zu sagen ist wagemutig. Viele nervt das. Aber sind nicht die die Falschen, die davon genervt sind? Ich halte nicht jedes Tabu. Über den Tod beispielsweise spricht kaum Jemand, zumindest über den eigenen nicht. Über Fremde, Behinderte, Juden und Schwule wird kaum sinnvoll geredet. In unserer Welt gilt selbst eine Aussage über Religion schon als Provokation. Wo soll das alles enden?

Montag, November 04, 2019


Mit dem Schreiben wieder angefangen, alle Projekte durchgegangen.

Zigarettenkonsum von Samstag auf Sonntag um Neun reduziert. Einen Zettel erstellt, auf dem ich jede Stunde ein Kreuz für die jeweilige Zigarette mache. Funktioniert.

Gestern zwei Stunden lang im Fernsehen Sendungen zum Thema Narzissmus gesehen. Ich glaube, nach dem da Gezeigten bin ich sowas wie ein Obernarziss … aber ich arbeite an meiner Bescheidenheit. Bei Gelegenheit mal im Ovid den Originalmythos nachlesen.

Heute Morgen drei Stunden Anfall, ausgelöst durch den Fernsehton … war erst ab ca. 14.00 einsatzfähig.

Sonntag, September 02, 2018

betrachtungen 3 / die wahrheit der geschichten

Das Wesen der Fiktion ist der Traum in einer parallelen Welt. Das Buch und ich, der Text und mein Hirn, wir sind woanders, in another place and time und die Musen tanzen uns dahin.
Die großheilige Fantasie erlaubt uns, aus linearen Wörterketten Träume zu schöpfen, die wirkliche Welt können wir während der Lektüre nicht brauchen. Das dies kein blindes Problem ist, sollte klar sein, wenn wir bedenken, das unsere Lese-Träume ja auf die Welt verweisen, sie beschreiben. In irgendeiner Facette. Das schenkt uns die wirklichere Welt, der normale Vielleser ist durch seine Lektüre sehr weltlastig, weil er mehr versteht. Und lebt beim Lesen oder Schauen doch parallel.
Die parallele Welt der Romane ist gut, wenn sie mit der wirklichen Welt deckungsgleich sein könnnte. Das ist die heilige Monstranz: Wenn wir es glauben. Das, was da steht.
Gute Prosa sagt uns besser, wie die Welt ist. Fiktionen sind sonnengeborene Wesenheiten, Gespinste, die uns aufnehmen und zu Vogelscheuchen oder Giftmord zum Beispiel auch etwas zu sagen haben. Wer liest, interessiert sich für Alles, egal, was es ist. Auch das ist nicht weiter verwunderlich, der, der über so ferne Themen wie Korruption in Argentinien oder das Leben in Bergdörfern gelesen hat, wird im Leben nicht von irgendwas gelangweilt sein. Höchstens gelangweilt im Sinn von ruhiger, leiser sein, Geduld haben.
Wir leben zum Teil so sehr in fiktionalen Welten, das wir selbst zur Fiktion werden. Fernsehen, Internet, Literatur, überall wird erzählt, wie es als Mensch so wäre. Und wir verhalten uns danach ... die gängigen Narrative haben wir uns lange angeeignet ... nicht in dem Sinne, das ich einen Mord aus dem Tatort imitiere, sondern in der Art, wie wir unsere Zigaretten halten, welche Sprachmuster wir benutzen oder wie wir uns verhalten, die ewige Fiktion hat uns diese Dinge mehr normiert, als wir glauben.
Wenn die Fiktionen uns stärker prägten, als Schule, Umfeld, Familie, dann kann es nichts Sinnvolleres geben, als sich weiter von Fiktionen bilden zu lassen ...
Auch der neue James Bond-Film ist so letztlich nur ein Bildungsroman.

Donnerstag, März 15, 2018

150318 Der arme Poet

-Weil Sie nicht geholfen haben, lassen wir Sie nicht leben.
Wie soll ich geholfen haben, ich habe gelesen und geschrieben.


Der Bannfluch, unter dem die Manipulateure die Gedanken der lemurischen, halb verstorbenen Literaten gern zu Staub zermahlen, folgt nur der Logik opaken Nicht-sehen-Könnens. Was in deiner eigenen Welt leben heißt, können dir die Leute, kann Jedermann dir nicht sagen. Die Leute kennen nur das Pandaimonion des jeder gegen jeden, wir kämpfen im Höchstfall um narrative Lösungen für die Pandemie der erzählerischen Probleme oder um möglichst gelungene Tiefenanalysen von Textflächen. Erkläre das mal der gegen alle übertrieben wehrbereiten Hausfrau von nebenan ...

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Das idiomische Verhaspeln, das in zu kurzen Gedanken kleinbürgerlich über uns bestimmen will, das stereotype Verkennen des Einzelnen, der sich selbst genug ist, weil er Bücher hat und Literatur macht, ist komisch, die erreichen uns nicht und viele sind mindestens neidisch. Die Pastille der Volkserregung wollen wir aber nicht schlucken. Und weil wir sie ausspucken, mögen sie uns nicht ...

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Als Literat den Frieden leben.  In einer Welt, in der alle streiten, ist das sonderbar ... weil aber ohne Frieden kein literarisches Arbeiten möglich ist, zumindest gilt das für mich, leidet das Lesen und Schreiben unter der universalen Schlacht alle gegen alle sehr. Wenn der kleinbürgerliche Krieg der Vater aller Dinge sein soll, ist die großherzige  Muse die Mutter, Geliebte und Schwester aller armen Poeten. Wer kämpft, verliert ... zumindest Zeit zum Arbeiten ...

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Kaum jemand liest ... wir sind die Kaste der Wissenden in Hierarchien aus Unwissenheit. ... Es gibt schon ganze Städte ohne Buchhandlungen, wenn die 90 % so weiter machen, müssen wir bald in gesonderten Bussen fahren oder dürfen nicht mehr vor Nichtlesern etwas sagen ... weil sie sonst hauen und stechen ...

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Samstag, Mai 13, 2017

Pain. Neue Irrfahrten (Aprilnotizen)

Die Zeitfracht abgestellt
Hinter den Uhren wird die Wirklichkeit rissig
Im Knochenmehl der Stunden eingemalt
ein Spruch
CARPE HOREM

... Stress kann, bei einer beschädigten Neurophysiologie, hart sein wie Heroin. Das Leben fernbleibt, weil der Stachel dir im Kopf sitzt, weil du nicht darfst, weil du nicht kannst, weil du nicht darfst, du Vogelfänger hast bald 'ne Stimme wie ein Junkie, Schmerzpuppe, der kopflose Puppenspieler lässt dich hampeln und schreien. Die Puppenfäden führen in den Kopf und sind, cruel, in den lohenden Ganglien verknotet. Folge: Pritschentanz, konvulsivisch. Puppet Master, laughing.  Zwischendurch führt er zur nächsten Zigarette, die ungesehenen  Bücher atmen den Rauch. Sonst atmen sie meine Wahrnehmung oder freuen sich über die Lektüre. Wenn der Stress weniger hart käme, dann wenigstens stimmte die Wahrnehmung, habe vor Stunden das letzte gehört, der lange Blick weicht großen, nichts sehenden Augen und dahinter haust ein durch die Nervenschmerzen, die Dreifachstressstunden fast in den Wahnsinn getriebenes, lohendes Gehirn, in dem gerade die ersten Balken verkohlt umfallen. (zu flapsig). Die großen, nichtssehenden Augen, sie drücken Entsetzliches aus. Wenn ich dann etwas schmecke, Cola, Tee, wird es für Sekunden besser. ... und, nach zwei oder drei schon ziehen mich die jeweiligen, wächsernen Hände der Tagesmörder ins Meer der Schmerzen zurück, hatte seit Tagen keine stressfreie, gesunde Stunde, heute eine halbe, die Schönheit nur kurzer Gast ... kein Land in Sicht, mich dürstet nach Gerechtigkeit ... gegen die Täter, für mich.
Es gibt  Kommunikation im Dazwischen, die als virale oder basale Kommunikation ablaufen kann. Viralität führt bei Vielen zu Stress, deswegen kläffen sie überall, die armen Menschenhunde des schnellen Lebens. Stresskrankheit ist ein anderer Rhythmus, jede Viralität, ja sogar Vitalität übersteuert dein System. Das erfordert sehr viel Alleinsein, ebenso Literatur. Und auch Literatur ist ein anderer Rhythmus, der Schriftsteller ist eine Maschine des Kontemplativen, aber die wie rasenden Gesellschaftsautomaten sind von ihren Affekten begeistert: Deswegen empfehlen Viele viral. Das verträgt weder der Kranke, noch der Schriftsteller. Dazu heißt viral heißt bei Stresskranken wie mir leider, dass die Maschine brennt. Lichterloh, brennt sich tagestot tottost. PAIN. Durch Stress. ...
Ironisch-gemein: Vitalitätstests. Irgendwelche Idioten, die Stress machen, gibt es überall. Der normale Mob geht so schnell los wie eine Stampede, die emotional Unbewussten oder intellektuell zuckenden, weil im schnellen Argument das Zucken als bewusste Gedankenleistung gilt, diese viralen, mir zu 'normalen, gewöhnlichen' Menschen sind ständig aggressiv. Jedes Vorurteil schärft den Neid, den Hass und der allzu schnell zuckende Mob schärft seine Hackmesser nur zu gern an Behinderten, Kranken, Künstlern oder Armen, Junks, Flüchtlingen, Alten.
... Es muss nur der Übervernünftige von unten mitbekommen, dass ich morgens eine Zigarette zu viel rauche, wenn der mit Druckmachen nicht bald aufhört, liegst Du in zehn Minuten wieder krank oder viral kleingepresst auf der Pritsche, bis 15 Stunden verglüht sind. ...
Und im Stressanfall gibt es Ruhepunkte. ... Den Ruhepunkt da Vinci zB: Ich blättere zum Vitruvianischen Menschen: Das visuelle Gehirn beruhigt etwas die Stresseffekte der irritierten Ganglien, der in mir üble Dissonanzen übende Geiger ist nur noch unerträglich, sonst ist er, wie nennt man es, entsetzlich. Das ist der Unterschied zwischen Lazarett und Lagerhaft.
Gegen den Stress bist du so machtlos, diszipliniert, wie du bist, bist du machtlos, du bist schon froh, wenn dein schmerzbedingter Adrenalingipfel etwas Beruhigung erfährt, nur ganz wenig Wirkung, ja, da bist du im Anfallsfall schon wirklich froh. Adrenalin und Krankheit. Qual, Entsetzen. Einmal hielt der Schmerz 125 Stunden, bis ich vor Agonie und Dauerschmerz vertiert glotzend drei Tage alte Nudeln kalt aus der Schüssel fraß, und der feixende Mob aus schlechten Nachbarn, falschen Freunden und familiären Totalausfällen wahrscheinlich vor freudigem Spaß Erektionen und Orgasmen bekommen hat.
Auch der April war ein kranker Monat. Möge mir Fortunas Lächeln wieder gnädiger sein ...


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