Dienstag, Februar 25, 2014

Theater und Mythos

Ebene Kosmos/Götter/Mythos II

Die Aufgabe, eine eigene Mythologie zu schöpfen, die sich an die Erkenntnisse der letzten zwei Jahrhunderte aus Physik und Astronomie anpasst, ist nicht klein.
Der Mensch hat sich immer gefragt, woher die Menschen kommen, was sie hier machen und wohin sie gehen. Die meisten Mythologien sind auf diesen Fragen aufgebaut.
In früheren Zeiten versuchte man durch das Starren in den Sternenhimmel, durch das Deuten von Eingeweiden oder durch religiöse Rituale, mitunter in Höhlen oder inmitten von Steinkreisen, der Faszination der ewigen Fragen näherzukommen.
Später wanderte der Mythos aus Religion und Spiritualität aus und in die KUNST ein. Gerade im Theater ist das evident. Zunächst sind die Anfänge des Theaters in der griechischen Tragödie fast immer auf die alten Mythen bezogen, die erst auf der Agora, dann im Dionysostheater mithilfe menschlicher Darstellung eine eigene Dinghaftigkeit entwickeln konnten.
Die deutschen Klassiker, uA Schiller, Kleist, Goethe, führten in ihrer Griechenlandverliebtheit diese Tradition fort. Auch die Tradition des Mysterienspiels seit dem Mittelalter reproduzierte, meist christliche, Mythen. Goethes Faust meistert diesen Komplex für die Epoche der Aufklärung. Auch und gerade Wagner ist Epigone und Neugestalter alter Mythen im Theater.

Das heutige Theater benutzt die alten Blaupausen für Ausdeutungen der Gegenwart und schafft so neue, relevante Kontexte. Dazu nimmt es die modernen Mythen, wie Filme, Romane, Kunstwerke und nutzt diese Dinge für die Zwecke der Inszenierung. Und es schafft, die neuen Antworten auf die alten Fragen zu untersuchen und, spielerisch, unterhaltend dem Zuschauer zu vermitteln.

Für eine neue Mythologie im alten Sinn, können wir Figuren erschaffen, Menschen und Götter, die die alten Fragen im modernen Sinn interpretierend, doch vA dazu da sind, dem Zuschauer zu gefallen. Da kann man richtig schöne Sachen mit machen.