Es gibt Leute, die selbst nicht lesen, nie gelesen haben. Die wollen mitunter bei Schreibenden mit Gewalt das Gebot: Du sollst nicht lesen! durchsetzen.
Man stelle sich vor, warum die das so machen:
Lesen ist was für Kinder, ist Flucht vor dem Leben. Und so'n selbsternannter Schriftsteller, nebenbei, das ist nichts anständiges, der muss nur schreiben, wenn der morgens lesen will, das ist zu früh, wenn der nachmittags lesen will, noch dazu auf der Couch, dann müssen wir uns schämen, denn: wo bleibt denn da die Disziplin. Und wenn der abends lesen will, dann schläft der ein. Lesen macht nur wirr, man denkt dann nicht mehr an uns, Lesen ist schädlich. Und dann noch Romane. Gut, er schreibt Romane, aber Romane lesen ist schädlich. Zwanzig Minuten gönnen wir ihm, wenn er länger liest, kriegt er wieder dieses Arschgefühl. Wenn der einen Klassiker liest, versteht der mit uns bestimmt kein Wort. Obwohl er sowas studiert hat. Hahaha! Bei uns wird er sich nie konzentrieren können, solange lenken wir ihn ab, dass ihm die Ohren klingen und er entnervt das Buch auf den Boden knallt. Wenn er dann nicht aufgibt, kriegt er Krämpfe. Wir haben das so beschlossen. Und wir ziehen das jahrelang durch, ohne, dass der das wirklich versteht. Scheiß Bildungsbürger! Der hat nix richtiges gelernt und dafür machen wir den zur Sau. Hinterher wird der noch intelligenter: Das darf auf keinen Fall passieren! Wo bleiben wir denn sonst? Wenn der liest, kann der mit uns alles machen. Also: Einfach Daumen drauf und gut ist's! Hahahahaha ...
Mir grauset es ...
Samstag, September 27, 2014
Donnerstag, September 25, 2014
Eigentlich
Eigentlich
habe ich Ihnen nichts zu sagen. Nein, eigentlich nicht. Wissen Sie, nicht das
ich Ihnen nicht unbedingt was erzählen wollte, nein, das nicht. Bestimmt nicht.
Ich hätte Ihnen einiges zu sagen, da können Sie davon ausgehen. Sogar nicht nur
einiges. Nein, sondern sehr viel. So viel, das können Sie sich gar nicht
vorstellen, nicht. Aber schon viel. Mehr als Sie glauben. Ich könnte Ihnen
sagen, was ich unbedingt noch sagen wollte. Das würde ich wirklich gerne tun.
Ich hätte so viel zu erzählen. So viel. Doch ich schweige lieber. Obwohl, lieber nicht. Aber ich tu’s. Vom
Weltschmerz könnte ich Ihnen erzählen, vom Verlust des Sinns oder der
menschlichen Bedingung, zu leben und zu sterben, zu leben und zu sterben,
nichts weiter als das, sterben. Und vorher leben. So lange, wie möglich. Dem
Knochenmann ins dreckige Gesicht lachen und leben. Ja leben. Leben. Und den
anderen helfen, nicht nur, wenn ihre Schreie zu laut werden, nicht nur, wenn
man dazu gezwungen ist. Mitgefühl zeigen. Und traurig sein, dass alle Deine
Freunde sterben werden, sterben müssen. Wenn das nicht gesagt werden kann, kann
gar nichts gesagt werden. Ja und frei sein. Freiheit, wie wichtig die is‘. Das
würde ich unbedingt noch feststellen müssen, das würde ich feststellen, behaupten,
herausschreien wollen. Unbedingt. Aber eigentlich geht das nicht. Nein, leider
nicht. Wissen Sie, ich habe geschworen, nichts zu sagen. Ich fließe über vor
dem, was ich noch unbedingt sagen wollte. Allein, es geht nicht. Weil ich nicht
darf. Ich darf einfach nicht. Ich darf nichts sagen. NICHTS. Verstehen Sie das?
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