Montag, August 03, 2015

was das Theater ist und was es kann

Das heutige Theater erzeugt Sinn für die Gesellschaft, in der theatralen Abbildung der Wirklichkeit werden Kritiken, Untersuchungen, Geschichten und Ästhetisierungen oder Spiele möglich, die in der Lage sind, Empfindungen, Wahrnehmung, Denken und Verhalten der Zuschauenden in Frage zu stellen oder gar, das alte Lied, diese Dinge zu verändern. Im Theater bekommen wir die Chance, spielerisch Perspektiven zu wechseln oder Illusionen niederzureißen, was unglaublich wichtig ist, da dazu kaum Jemand von sich aus fähig ist. Im Gegensatz zur Literatur oder zum Film besticht das Theater durch seine wirkliche Existenz, es ist ein sichtbar gemachter, fiktiver, dreidimensionaler Raum. Diese Existenz steigert die Intensität der Erfahrung dadurch, dass die Zuschauer die Wirklichkeit und ihre Natur als Traumbild so besser begreifen können. Doch diese Traummaschine kann noch weit mehr, als die Realität als Fiktion begreifen zu lassen. Wir lernen, die Wirklichkeit und ihre Diskurse durch spezielle Ästhetiken und Show, Unterhaltung, besser zu verstehen. Das Theater nimmt uns die Angst vor dem Ausgeliefertsein des Unwissenden, es reißt uns den Schleier von den Augen, gibt uns die, wenn auch geringe, Freiheit, alles selbst sehen zu können. Die Mythologien aller Zeiten hatten denselben Zweck. Theater ist Ordnungsfunktion, Erklärungsmaschine.
Um diese Erklärungsmaschine sein zu können, müssen Theatermacher bestimmte Eigenschaften haben: Diese Leute sind heute interdisziplinär gebildet und geschult in szenischem Denken. Darüber hinaus  beweisen Viele die Fähigkeit, sich den Konflikten, Problemen, Kriegen dieser Welt oder dem Leiden als pars pro toto dafür, brutal auszusetzen. Das erfordert eine abgehärtete Psyche und unendlich viel das, was vielleicht hier als emphatisches Bewusstsein stehen kann. Dazu hilft es, zu wissen, das alles, das wir erleiden etwas Menschliches ist.  Das Theater weiß das. Es weiß alles über den Menschen und wie er ist oder sein könnte. Was er aushalten kann. Oder eben nicht. Auch daraus entsteht die Moral des Theaters. Aber das Theater und die, die es schaffen, wissen, dass das Leben ein Fest ist, das gefeiert werden muss. Es ist schließlich aus dem Dionysoskult entstanden, aus Fruchtbarkeitsriten.  Das sollten wir nie vergessen. Also: Party on!