Montag, Dezember 12, 2016

betrachtungen 2 /121216 bilderrauschen

Halb zehn. Sichtung Piraten: Sieben Gehängte, Bildschnitt, Titellogo, Bildschnitt, Singapur ... ich komme in Versuchung, dazu was zu denken:
... Die Geschichte, sakrilegisch: Lediglich Bilderrausch, frevellos: Flügelaltar, gleichgültig: gedreht in saturierter Serie. ... wir merken deutlich, das  ... STOPP: Was ist los, sophistische Kritikspielereien zu machen, ins an der Stelle wirklich ablenkende, störende Denken zu kommen?
... Kurzes Andenken der Notwendigkeit von so etwas wie einem Begriff von Erzählung, nämlich der Notwendigkeit, das eigene Denken offzuschalten, was denkt, ist der Film. Er denkt in Handlung ... und wir, gewohnt, uns in die Geschichte hineinfallen zu lassen, fangen an, der Erfahrung zu folgen, versinken, verlieren uns. Das geltende Dogma ist die ungeteilte Aufmerksamkeit, sehen, bis wir leer sind. Das Denken des Beobachters ist die Beobachtung selbst, der Bildschirm, ein Altar, der das Sehen freisetzt ...
Es setzt aber das Denken von Erinnerung ein, die durch den Film, angeregt wird. Ausgerechnet jetzt. Wir ... hören die ... ratternden Filmdosen mit Errol Flynn  ... im Tiefbunker des Gehirns befindlich und im Angesicht der filmischen Sensation aufblitzend, die frühen Alben meines Gedächtnisses geben ... die Schemata wieder heraus: ... Schiff und Meer, Insel und Festung, Kanone und Säbel, Sturm, Schatz und Flaute. ... alles passt auch auf das Neue ... 
... dennoch ist der Mehrgewinn des neuen Films unermesslich: Wir sehen potenzierte Kunst, (Eine Signatur des 21. Jahrhunderts? Potenzierte Kunst.) Flynn hoch X. Wir sind weiter. Im menschlich gemachten Neuen. Das Surren der alten Zeit verblasst digital. Wie Bogen zu Armbrust, Pergament zu Papier. ... Gleichsam digital: Die Qualität des Erzählten, der Bombast des Designs, wuchernd, blühende Räume. Kaskadenartig wuchs der Film zur unermesslichen Erzählung, das alles verschlingende Auge, mediallibidinös perfekt penetriert, entlädt seine gestressten, überspannten Muskeln im Heute sehr viel besser als damals in den Zeiten des Zelluloids, es glänzt, lacht, produziert Interesse, wackelt vor Glück ...
Ich weiß nicht recht, ob ich meine gleichsam berauschten und trotzdem rotfädigen Gedanken fortsetzen soll oder im reinen Sehen den roten Faden der Gedanken wieder abschalten soll? Welcher Faden ist der von Ariadne? Ich weiß es. Aus dem Labyrinth heraus führt uns das Sehen. Die minotaurische Wirklichkeit? Wir flüchten ihr gern, in den Film hinein. Und der Film denkt weiter ... zumindest theoretisch. Denn ich kann mit dem Denken auch jetzt nicht aufhören. ... Viele denken nur die Attraktivität des Films. Oder, anders gesagt, werden im Rausch seines 'Denkens' verschluckt. Was zählt, ist der Augenblick. Wenn wir abschweifen, wird uns der Film bestrafen, wir verstehen ihn nicht. Andernfalls könnten wir uns vergessen, der erzählten Geschichte folgen, durchatmen. Das Drehbuch kennt unzählige Charaktere, Volten, Ideen, Tricks, den Wert der ständigen Überraschung ausnutzend, springt auch das Bild von Attraktion zu Attraktion. Filmische Langeweile gehört so der Vergangenheit an. Wir fragen nicht mehr, halb trostlos, wann Errol Flynn wieder auftaucht, wir reiten auf den Wellen des pausenlos uns pompös Präsentierten. Was ist passiert, das das Filmische einen Quantensprung gemacht hat, das alles anders, größer geworden ist? Es ist, wie gesagt, hauptsächlich das neue Element des Digitalen, es ist der Möglichkeitsraum des Virtuellen, der alles verändert, in Aufruhr bringt. Wenn Sie ALLES sichtbar machen können, werden Sie es tun. Und Hollywood macht es. Es ist, nach dem artifiziell ebenfalls überzeugen könnendem Stummfilm die zweite Hochphase des Films, die wir erleben. Der Begriff der Traumfabrik ist zu 100% wirklich geworden.
Sie müssen dringend flüchten? Flüchten Sie in die Anderswelt des Filmischen! Es hilft.